Im Kalender stand der 26. März 2021. Ich hatte frei, das Wetter passte. Also schmiss ich meinen Kamerarucksack auf die Schultern und ging raus in den Wald.

Es war noch früh am Morgen. Ich war fast der einzige Mensch im Wald und es herrschte totale Stille. Lediglich ein paar kleine Vögel trällerten in den Baumkronen leise vor sich hin.

Am Waldesrand fließt ein Fluss. Vielleicht sollte ich ja Glück haben, dort auf einen Eisvogel oder ein paar Wasservögel zu treffen. Ich lief den Fluss entlang und sah vom Weitem ein Schwanenpaar. Nichts spektakuläres, doch ich hatte so eine Lust, ein paar Fotos zu schießen, das ich mich langsam und leise an die Schwäne pirschte und sie fotografierte. Immerhin sind Schwäne auch wunderschöne Tiere und dazu noch sehr fotogen.

Hinter den Schwänen sah ich im Gestrüpp eine Teichralle sitzen. Was für ein Glück, dachte ich. Eine Teichralle hatte ich noch nicht so oft fotografiert und somit konzentrierte ich mich mit der Kamera auf sie. Es war nicht ganz einfach. Sie war ziemlich weit entfernt und wildes Geäst störte meinen Bildausschnitt. Ich schlich mich hockend näher, die Cam vor den Augen, die Finger am Schärferegler und die Beine schon leicht am zittern. Bequem war diese Haltung wirklich nicht, aber ich wollte ein schönes Foto von der Ralle haben. Also musste ich da durch.

Ein Auge hatte ich am Sucher. Mit dem anderen sah ich im Augenwinkel, wie die beiden Schwäne langsam ans andere Ufer gingen. Der Fluss war nicht breit. Maximal 3 Meter und die Schwäne befanden sich in etwa auf meiner Höhe. Es war immernoch still. Man hörte nur die paar kleinen Vögel ganz oben in den Baumkronen und meinen Auslöser der Kamera. Und ich war immernoch vollkommen konzentriert auf diese Teichralle.

Plötzlich Geschrei, wildes flattern, plätschern, fauchen. Und das genau neben mir. Mein Herz rutschte einen halben Meter tiefer und ich konnte mich geradeso auf den Beinen halten, die sich immernoch in dieser unbequemen Hock-Position befanden. Mein Blick ging zu den Schwänen, die mittlerweile wieder zurück in den Fluss geflüchtet waren. Beide aufrecht, die Flügel wild flatternd fauchten sie völlig aufgeregt Richtung Ufer. An diesem Ufer sah ich einen Fuchs, der irgendwie versuchte, an die Schwäne zu kommen. Ich traute meinen Augen kaum. Es war wie in einem Film.

Vorsichtig schwenkte ich die Kamera nach rechts. In der Hoffnung, von dieser Szene ein paar Aufnahmen machen zu können. Meine Hände zitterten noch immer vor Schreck und vor Aufregung. Meine Position wurde immer unbequemer und ich hatte jede Menge wildes Gestrüpp zwischen mir und den Tieren. Ich biss die Zähne zusammen, beobachte und versuchte weiter, das Geschehen bildlich festzuhalten.

Der Fuchs lief die ganze Zeit am Ufer hin und her, die Schwäne immer im Visier. Doch ins Wasser traute er sich nicht. Ich war so gespannt, wie dieses Spektakel ausgehen würde. Wer würde den Kürzeren ziehen. Sich als kleiner Fuchs mit zwei großen Schwänen anzulegen ist ja doch schon recht gewagt. Und doch hoffte ich sehr, das der Fuchs einfach ablassen würde und sich die Lage ohne Blutbad beruhigt. Den Anblick hätte ich nicht gebraucht.

Zum großen Glück der Schwäne knickte mein mittlerweile eingeschlafenes Bein in der noch immer unbequemen Hock-Position weg und der Fuchs bemerkte mich. Er ließ von den Schwänen ab und lief davon.

Ich habe keine Ahnung, was noch passiert wäre. Und ich kann nicht sagen, was den Fuchs dazu bewegt hat, zwei Schwäne anzugreifen. Vielleicht sind sie zu nah an seinen Bau gekommen und er wollte seine Welpen schützen? Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß: Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort!