Es war Montag, der 10. Mai, als ich abends noch einmal kurz auf den Balkon ging, um gemütlich ein Gute-Nacht-Zigarettchen zu rauchen. Der Himmel war sternenklar und bis auf ein paar Fahrzeuge die auf der Straße gegenüber fuhren, war es still.
Plötzlich ein merkwürdiges Geräusch. Es klang, als würde irgendwo einer durch einen Grashalm pusten. Kurze Zeit später noch einmal. Und dann zweimal nacheinander. Sollte hier irgendwo eine Katze jammern? Nein, das klingt anders. Ein Marder? Oder sogar Eulen Nachwuchs?
Ich holte mein Smartphone und startete die App „BirdNet“. Vielleicht konnte sie mir ja weiter helfen. Zuverlässig wie diese App meistens ist, verriet sie mir sofort, wer da so einen Lärm macht. Es waren tatsächlich Waldohreulen-Ästlinge. Und das ganz bei mir in der Nähe.
Nun musste ich natürlich sofort heraus finden, wo diese hübschen Tiere sitzen. In der Hoffnung, sie auch mal bei Tageslicht zu Gesicht zu bekommen und bestenfalls ein paar schöne Aufnahmen von ihnen zu machen zu dürfen. Ich schmiss mich nun also nicht wie geplant in meine Schlafsachen, sondern zog mir die Jacke über, schnappte mein Smartphone und eine Taschenlampe und machte mich auf die Suche.
Die Rufe führten mich in eine Gartenanlage. Es war stockfinster und ich hörte nur diese Bettelrufe der kleinen Waldohreulen. Ein bisschen gruselig war das schon. Doch kurze Zeit später stand ich vor diesem hohen Baum, aus dem die Rufe kamen und mich überzog eine Gänsehaut. Zum ersten mal in meinem Leben war ich Waldohreulen bewusst ganz nah. Sehen konnte ich sie mit meiner Taschenlampe in dem dichten Geäst nicht, doch ihr wehleidig klingendes fiepen war keine 2 Meter über mir.

Natürlich habe ich mich am nächsten Tag direkt nach der Arbeit auf den Weg in diese Gartenanlage gemacht. Die Kleinen hielten sich zu diesem Zeitpunkt noch versteckt, dafür konnte ich beide Elternteile sehen und ich konnte mein Glück kaum fassen.
Bevor ich die Eulen wieder besuchte, ließ ich noch einmal 4 Tage vergehen. Auf gar keinen Fall sollten sie sich durch mich gestört fühlen. So spazierte ich Samstag wieder in diese Gartenanlage.
Dieses mal war der Besitzer des Gartens anwesend, in dem dieser interessante Baum stand und ich sprach ihn direkt auf sein Glück mit dem Eulen-Nachwuchs in seinem Garten an. Ganz stolz führte mich der freundliche Mann zum Kirschbaum in seinem Garten und beim Blick in diesen Baum strahlte ich über das komplette Gesicht. In diesem Baum saßen drei Waldorheulen-Ästlinge und schauten neugierig zu uns herab. Bisher hatte ich diese flauschigen Wesen immer nur auf Fotos gesehen und nun hatte ich sie direkt vor meiner Nase. Ein unglaublich schönes Gefühl.

Ich durfte ein paar Aufnahmen von ihnen machen und bekam sogar die Erlaubnis, auch bei Abwesenheit des Besitzers den Garten zum fotografieren betreten zu dürfen. Was für ein toller Mensch. Ich war ihm unendlich dankbar und nutzte dieses Angebot eine weitere Woche später mit Erfolg.
Dann ließ ich die Eulen in Ruhe. In der Hoffnung, das sie auch im kommenden Jahr wieder an diesem Ort brüten und ich sie wieder beobachten und fotografieren darf. Ihre Rufe hörte ich noch noch ca. 3-4 Wochen lang jede Nacht.

Zwei Monate später bekam ich eine Nachricht von einem guten Freund. Darin ein Handyfoto, worauf eine junge Waldohreule zu sehen war und die Worte, sie säße schon einige Stunden in diesem Baum bei ihm ihm Garten und ich dürfe sehr gern mit meiner Kamera vorbei kommen. Ich ließ alles stehen und liegen, schnappte meinen Kamerarucksack und machte ich auf den Weg.
Auch in diesem Garten durfte ich weitere 3 Waldohreulen-Ästlinge beobachten, fotografieren und filmen. Es war einfach fantastisch. Aber auch hier fasste ich mich kurz und besuchte die Eulen nur dieses eine mal.

An dieser Stelle bedanke ich mich noch einmal ganz herzlich bei den beiden Gartenbesitzern, die es mir ermöglicht haben, diese wundervollen Tiere ganz nah erleben zu dürfen. Sie haben mir damit einen großen Wunsch erfüllt.
Spannend wie ein Krimi.Freue mich auf mehr.