Ganz oft wurde ich gefragt, warum es so lange keinen Blog mehr von mir gegeben hat.

Das hat mehrere Gründe: Zum einen fehlt mir oft die Zeit zum schreiben. Manchmal fehlt mir auch die Lust zum schreiben. Und ganz oft würde ich gar keinen richtigen Blog zusammen bekommen und hätte nur ein paar wenige Zeilen für Euch. Natürlich immer wieder mit Gänsehautmomenten und Situationen, die meine Augen strahlen lassen. Doch wollt Ihr nur 2-3 Absätze lesen?

Inzwischen gehe ich lieber zum Ansitz, als das ich auf Spaziergängen „schnelle Schnappschüsse“ aufnehme. Zu Fuß bin ich mittlerweile auch oft ohne Kamera oder nur einem kleinen Objektiv unterwegs. Immer auf der Suche nach Bauten von Fuchs, Dachs & Co, Baumhöhlen usw., auf Beobachtungstour der Wildtiere oder einfach nur, um die Ruhe zu genießen. Und immer auf der Suche, nach dem Besonderen Moment. Auf der Suche nach dem für mich perfekten Foto.

Was die Fotos betrifft, steigen die Ansprüche. Das Beobachten und Erleben macht weiterhin so viel Freude, wie bisher. Doch was wäre ein Blog ohne dazu gehörige Fotos?

Diesen Sommer habe ich auf das perfekte Foto gewartet. Mehrere Tage saß ich über viele Stunden an einer Stelle und wartete geduldig auf den perfekten Moment. Ich wartete auf mein Wunschmotiv – den Eisvogel auf erfolgreicher Jagd.

Und hier kommt nun auch wieder eine kleine Geschichte mit mehreren wunderbaren Erlebnissen zusammen, an der ich Euch gern teilhaben lasse.

Der Eisvogel ist immer wieder ein ganz besonderes Motiv. Der kleine Diamant ist unglaublich schön und extrem scheu. Dazu fliegt er in Windeseile über die Flüsse und Teiche, das man ihn geradeso mit bloßem Auge erkennen kann. Oft hört man nur seinen Ruf und sieht höchstens noch einen blauen Blitz über das Gewässer fliegen. Ein Foto? Fast unmöglich.

Es sei denn man weiß, wo er gern jagd oder sogar brütet. Das findet man entweder heraus, indem man intensiv sucht, oder man hat das große Glück, von jemandem einen Tip zu bekommen.

Letzten Sommer konnte ich an einem Teich, ca. 8km von mir entfernt, immer mal Eisvögel beim jagen beobachten. Anhand der weißen Schnabelspitze handelte es sich um Jungvögel des laufenden Jahres.

Eine Brut an dem Teich ist unrealistisch, denn Eisvögel bauen ihre Bruthöhlen an Uferböschungen/Steilhängen, die es an dem Teich nicht gibt. Sie mussten also am Fluss ganz in der Nähe brüten. Da der Teich voll mit der Hauptnahrung des Eisvogels – dem Fisch ist – und es zudem noch sehr attraktive Ansitze für den schönen Vogel gibt, ist dieser Teich wohl ein sehr willkommener Futterplatz. Und für mich sollte das ein mindestens genau so attraktiver Spot sein, um den Eisvogel fotografisch bei der erfolgreichen Jagd zu erwischen.

Den Eisvogel selber hatte ich schon einige Male im Sucher. Doch ein Foto, wo er einen Fisch im Schnabel trägt, fehlte mir noch.

Mir war bewusst, das ich viel Sitzfleisch und jede Menge Geduld brauchte. Ich habe beides!

Da mir auch bewusst war, wie scheu dieser bildschöne Vogel ist, suchte ich erst einmal nach einem Platz in der Nähe eines Eisvogel-Ansitzes, wo ich mich getarnt positionieren konnte. Leider fand ich nur eine Stelle, wo ich sitzen konnte, um ihn möglichst unbemerkt fotografieren zu können und dort war das Licht extrem schwierig. Im Sommer hat man das beste Licht gleich nach Sonnenaufgang oder kurz vor Sonnenuntergang. Doch der Teich befand sich zwischen mehreren Bäumen. Somit hatte ich das meiste Licht, wenn die Sonne schon viel zu weit oben stand. Die vielen Algen und Pflanzen auf der Oberfäche des Teiches erschwerten mir mein Vorhaben, denn sie reflektierten das Licht zusätzlich.

Trotzdem war es einen (naja, viele) Versuch(e) wert, an mein Wunschmotiv zu kommen.

Am ersten Tag zog ich also noch vor Sonnenaufgang los, um erst einmal das Licht am Teich zu checken.

Ich lief gerade zur Dämmerung in den Wald, als ich am Baum direkt neben dem Weg etwas rascheln hörte. Mir stockte kurz der Atem. Es war finster. Ich war allein. Und direkt neben mir bewegte sich etwas. Klar, viele Wildtiere sind dämmerungsaktiv. Die meisten von ihnen sind jedoch harmlos, solange sie sich nicht angegriffen fühlen.

Mein Blick ging in die Richtung des Baumes. Und dort sah ich etwa auf Augenhöhe 6 kleine Kulleraugen, die mich erstaunt ansahen. Es waren 3 Waschbärjunge, die sich wahrscheinlich gerade an die Baumrinde gertettet hatten, nachdem sie völlig unerwartet einen Fußgänger bemerkten.

Mein Herz schlug so heftig, das ich dachte, man würde es durch meine Kleidung sehen. Und das nicht vor Angst, sondern weil dieser Anblick einfach einmalig war. Noch nie zuvor hatte ich drei so kleine, zuckersüße Waschbärkinder auf einmal gesehen. Sie hangen links und rechts neben dem Baumstamm und sahen mich neugierig an. Es wäre ein Traumfoto gewesen! Nur leider hatte ich die Kamera noch im Rucksack und es wäre zudem noch viel zu dunkel gewesen, eine vernünftige Aufnahme machen zu können.

Um die Tiere nicht weiter zu beunruhigen, ging ich erst einmal ein paar Schritte zurück.

Während ich langsam zurück lief, kletterten die 3 kleinen Bären vom Baumstamm auf den Boden und kamen neugierig auf mich zu. Schließlich hatte ich gerade meinen Rucksack geöffnet, um meine Kamera raus zu holen. In der Hoffnung, wenigstens ein verrauschtes Belegfoto schießen zu können.

Einer der kleinen Waschbären war so mutig, das er sich langsam in mein Hosenbein krallte, um an mir hoch zu klettern. Mein Verstand ließ mich direkt aufstehen und das kleine Bärchen mit einem Zischlaut verscheuchen. Zu gern hätte ich mit ihm gekuschelt und gespielt. Aber es ist und bleibt ein Wildtier. Auf gar keinen Fall darf es die Scheu vor dem Menschen verlieren. Das Muttertier war sicher außerdem in der Nähe und sie hätte nicht lange gefackelt.

Nach zwei bis drei Erinnerungsfotos und mehreren Anläufen der kleinen Waschbären, an mir zu schnüffeln, zog ich mich zurück und lief zum Teich, wo hoffentlich schon der Eisvogel die ersten Fische des Tages fing.

Am Teich angekommen, war die Überraschung groß. Gleich zwei Eisvögel jagden gemeinsam über das Wasser. Jedoch verspeisten sie ihre Beute immer wieder im schattigen Gebüsch. Davon eine Aufnahme zu bekommen, war leider aussichtslos.

Ich saß einige Stunden regungslos in meinem Versteck. Die Kamera auf einen umgestürzten kleinen Baum gerichtet, der kurz über der Wasseroberfläche im Teich lag. Der perfekte Ansitz für den Eisvogel. Doch es tat sich nichts. Immer wieder flogen die beiden in die Büsche, wo für mich leider kein Herankommen war.

Mittlerweile war das Licht zu grell und ich beschloss, für den Tag abzubrechen.

Während ich mich aus meinem Versteck verzog, landete einer der Eisvögel tatsächlich noch im Geäst, direkt vor meiner Nase. Sehr schön. So ging ich wenigstens nicht ganz ohne ein Foto vom Eisvogel nach Hause.

Wenige Tage später versuchte ich wieder mein Glück. Dieses mal kam ich kurz nach Sonnenaufgang an. Wie so oft ging mein Blick auf dem Weg zum Teich nach oben in die Baumkronen. Und wieder war ich einem Waschbär begegnet, der sich faul auf einem Ast liegend sonnte. Neben diesem Ast befand sich seine Baumhöhle.

Ich lief geradeaus weiter, um ein paar Meter entfernt unauffällig meine Kamera aus dem Rucksack zu holen. Anschließend stellte ich mein Stativ mit der Kamera am Baum gegenüber auf und beobachtete das kleine Kerlchen, der sich nun langsam in seine Höhle verzog. Neugierig wie die Waschbären sind, illerte er immer wieder aus seiner Höhle zu mir herab.

Auch wenn die kleinen Gangster in der Natur leider sehr viel Schaden anrichten, ziehen sie mich immer wieder in ihren Bann. Solange sie entspannt sind, sind sie einfach extrem niedlich und dazu sehr fotogen. Eine halbe Stunde später war es nun aber an der Zeit, meinen Platz beim Eisvogel einzunehmen.

Auf dem Teich gab es immer eine Menge zu beobachten.

Vor wenigen Wochen sorgten Höckerschwäne, Blässhühner und Enten für Nachwuchs, den sie nun liebevoll aufzogen. Auch der Eisvogel tat mir an diesem Tag den Gefallen und setzte sich einige Male auf das Geäst über der Wasseroberfläche. Leider ohne Fisch, doch der Tag war für mich mehr als erfolgreich und ich ging glücklich und zufrieden nach Hause.

Beim nächsten mal wollte ich es am späteren Nachmittag mit meinem Wunschmotiv versuchen. Ich kam gerade an meinem Spot an und baute, wie immer, noch einige Meter vor meinem Versteck meine Technik auf. Die Kamera war gerade startklar, als ich im Augenwinkel den Eisvogel angeschossen kommen sah. Wie ein Pfeil schnellte er kopfüber in den Teich und genauso schnell flog er auch wieder heraus. Und nun traute ich meinen Augen kaum. Er setzte sich vor mir auf den Ast und verspeiste seinen gerade frisch gefangenen Fisch.

Nun hatte ich zumindest ein Foto im Kasten, was den Eisvogel mit Fisch im Schnabel zeigte. Leider saß ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht in meinem Versteck und musste durch sämtliches Gewüchs fotografieren. Das Licht ließ außerdem schwer zu wünschen übrig und so hatte ich zwar mein Motiv, aber nicht die gewünschte Qualität.

Voll motiviert schlich ich zum umgestürzten Baum und hoffte, das es der Eisvogel nun in richtiger Position noch einmal gut mit mir meint.

Während ich geduldig wartete, tauchten vor meinen Füßen die Teichfrösche im Wasser auf. Auch eine Ringelnatter zog gemütlich an mir vorbei. Nur der Eisvogel ließ sich nicht noch einmal blicken und so packte ich kurz vor Sonnenuntergang meine Sachen wieder zusammen.

Ich kann nicht genau sagen, wie oft ich es noch an diesem Teich versuchte. Nach 5 Tagen hatte ich aufgehört zu zählen. Es ist jede Menge Zeit drauf gegangen, doch ich bereue keine einzelne Minute. Zeit in der Natur zu verbringen ist so wertvoll, auch wenn man nur irgendwo an einem Teich voll Entengrütze sitzt. Langweilig wurde mir dabei nie. Es gab immer etwas zu beobachten.

Immer wenn ich an meinem Spot saß, raschelte hinter mir Frau Amsel im Laub, auf der Suche nach Nahrung. Auch die kleine Rötelmaus schob hin und wieder ihr Näschen aus ihrem Loch.

Sommergoldhähnchen, Kleiber, Meisen, Rotkehlchen und viele andere Vögel sangen über meinem Kopf. Der Graureiher war immer präsent und irgendwann zeigten sich die ersten Herbstspinnen in ihren hübschen Netzen.

Mein Wunschfoto habe ich bis heute nicht. Meine Geschichte bleibt vorerst ohne happy end.

Trotzdem konnte ich jede Menge schöne Fotos vom Eisvogel machen. Ich habe viel entspannt, genossen, beobachtet und dazu gelernt. Vor allem auch, wie man sich im Sommer an einem Teich vor lästigen Mücken schützt!

Und natürlich habe ich vor jedem Ansitz den Waschbär besucht, der sich inzwischen überhaupt nicht mehr aus der Ruhe bringen lassen hat.